Life electric in Como

Libeskind am Comer See

Seit dem 1. Oktober 2015 steht ein Kunstwerk auf dem Hafendamm am Comer See. Daniel Libeskind, der weltbekannte amerikanische Architekt polnischer Herkunft, hat es entworfen und der Stadt angeboten.

Das Werk (das Sie hier sehen können: Bild einfügen) hat große Begeisterung aber auch polemische und negative Kommentare erzeugt, wie es oft in der ganzen Welt der Fall ist, wenn es um zeitgenössische Kunst geht.
Es ist unvermeidlich, sich zu fragen, warum jede gegenwärtige Kunstform dermaßen radikale Reaktionen hervorbringt. Und außerdem: wenn man Libeskinds Werk betrachtet – unerwartet, anreizend und total kreativ – ist es unwillkürlich, sich nach der Rolle und der Aufgabe der Kunst zu fragen, obwohl die Frage nach dem Zweck der Kunst normalerweise nur Verlegenheit, wenn nicht sogar Schweigen mit sich bringt.
Die Menschen haben nämlich Angst davor, auf jene Frage die richtige Antwort – die sie doch instinktiv kennen- nicht finden zu können. Nach dem Schriftsteller und Philosophen Alain de Botton helfe die Kunst uns dabei, besser zu leben: dank der Betrachtung des Schönen seien wir einfach zufriedener. Andere sind der Meinung, die Kunst sei einer der kraftvollsten Anreger des Denkens, eine Art Kraftwerk, das unsere Fähigkeit erweckt über das Leben und über die uns umgebende Wirklichkeit nachzudenken. Der Anblick des Schönen lasst uns also über den Menschen und über die Natur und das Schicksal nachdenken.
Doch wie denkt Daniel Libeskind darüber? Auf die Frage, wie seine Projekte entstehen, ins Besondere bezüglich auf das letzte Projekt, das für Expo Mailand realisiert wurde, hat er so geantwortet: „Ich höre den Steinen zu. Ich erkenne die Gesichter um mich. Ich versuche, Brücken zu der Zukunft zu bauen, indem ich die Vergangenheit mit klaren Augen betrachte. Ich werde von dem Licht, von dem Klang, von den unsichtbaren Geistern und von dem deutlichen Bewusstsein eines Ortes und von dem Respekt vor dessen Geschichte inspiriert.“

Ma perché proprio a Como, architetto? “Mi sono innamorato di Como e sono onorato di avere avuto la possibilità di creare qualcosa di importante per Como che apparterrà all’eredità e al futuro della città”, ha dichiarato inaugurando il monumento “Life Electric”. L’opera è dedicata ad Alessandro Volta che a Como ricoprì l’incarico di magistrato delle acque per conto dell’amministrazione austriaca.
Doch warum gerade in Como, Herr Architekt? „Ich habe mich in Como verliebt und habe die Ehre gehabt, etwas Bedeutendes für Como realisierten zu können, etwas, was der Zukunft der Stadt gehören wird“ hat er bei der Einweihung des Bauwerks erklärt. Das Werk ist Alessandro Volta gewidmet, der in Como für die Wasserverwaltung im Auftrag des Kaiserreichs Österreichs zuständig war.
Wie soll man dieses Werk lesen? Welche Erzählung bietet es an? Es ist ungefähr 16.50 Meter hoch und hat die Form zweier Sinusoiden, die sich entgegenstehen und gegenseitig ein Spiel von Kurven und Bewegung ergeben. Daniel Libeskind hilft dem Zuschauer, die wahre Bedeutung des Werks zu verstehen: „Life Electric gründet sich auf der elektrischen Spannung zweier Pole einer Batterie, dem großen Geschenk Voltas an die Menschheit. Die Gestalt der Installation basiert auf meiner ständigen Suche nach der architektonischen Darstellung der Energie. Das Werk bringt die Elemente – Licht, Wind und Wasser- zusammen. Es ist eine Installation und ein ideelles und physisches Gateway zum 21. Jahrhundert„.
Vertrauen in die Menschheit. Perspektive. Hoffnung. Der Wille, die Geheimnisse der Natur zu erschließen. Das sind die Prinzipien der Aufklärung, die Menschen wie Alessandro Volta dazu bewegt haben, ständig nachzuforschen, zu entdecken und Neues zu erfinden: ihm verdankt man die Erfindung des ersten elektrischen Generators, der Batterie, und die Entdeckung des Methangas.
„Bedenkt, wozu dies Dasein euch gegeben; Nicht um dem Viehe gleich zu brüllen, nein, Um Wissenschaft und Tugend zu erstreben“: so lässt Dante Alighieri Odysseus laut aussprechen. Wissenschaft und Tugend: es ist also wahr, dass die Distanz zwischen Wissenschaft und Kunst, zwischen wissenschaftlicher Forschung und Experimentierung in der Kunst, in der Tat sehr gering ist.

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