Bellagio

Es ist sehr schwierig, Bellagio objektiv zu beschreiben. Natürlich könnte man damit beginnen, die Einwohnerzahl zu erwähnen, sie sind genau 3820, oder man könnte die Tatsache betonen, dass sein Territorium eines der ausgedehntesten der Lariano Gegend ist. Es wäre aber eine etwas naive Weise, Zeit zu gewinnen und dabei (vergebens) zu versuchen, das zu verschieben, was unvermeidlich gesagt werden muss: Bellagio ist ein Ort der Seele! Wenn man auch nur einmal diesen Ort sieht, so ersteht eine Verbindung, eine Abhängigkeit, eine Verpflichtung. Für immer. Wer diesen Text schreibt, hat Bellagio zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung besucht: bei Sonnenschein und bei Wind, bei starkem Regen im Januar so wie im blühenden Juni, wenn das Licht am See von einer fast unwiderstehlichen Schönheit ist. Es ist unmöglich- und es wäre auch nicht korrekt- sich neutral über Bellagio zu äußern. Bellagio könnte niemals mit anderen -wenn auch atemberaubenden- Ortschaften verglichen werden, wie Cernobbio, Montrasio, Laglio, Carate Uno, Ossuccio, Sala Comacina, Lenno, Menaggio, Varenna, Torno, Brunate. Ortschaften, die das Gebiet des Comer See einzigartig in der Welt machen.
Man braucht nicht bereits verliebt zu sein, um sich in Bellagio zu verlieben. Es genügt nur die das Glück zu haben, Villa Melzi d’Eril und ihre Parkanlagen in gemütlicher Einsamkeit besichtigen zu können. Es handelt sich dabei um ein Meisterwerk des Neoklassizismus und ein botanisches Wunder, die schon Stendhal, den leidenschaftlichen Kenner Italiens, entzückt und angezogen hatten. Es genügt auch nur einige Stunden im Grand Hotel Villa Serbelloni zu verbringen, einem der angesehensten Hotels der Welt, seit über hundert fünfzig Jahren Kultstätte der europäischen Aristokratie und des politischen, künstlerischen und sportlichen Jetsets. Es genügt auch nur an irgendeinem Tag anzukommen und aus dem Schiff zu auszusteigen, wenn der Wind die Wolken zerstreut und die kleinen Gassen des Dorfes von dem Regen trocknet. Es ist nicht notwendig, einer der königlichen Familien von Spanien, Rumänien, Albanien oder Ägypten anzugehören, und auch nicht ein Politiker des Kalibers von Winston Churchill, Roosevelt o J. F. Kennedy zu sein, oder ein Hollywoodmythos wie Clarke Gable, Robert Mitchum, Al Pacino oder ein Finanzier wie Rothschild zu sein, um Bellagio zu lieben.
Um endgültig nach Bellagio süchtig zu werden, genügt es nur in der Lage zu sein, jene Schönheit zu erkennen, die aus dem perfekten Ausgleich von Natur und Kultur entsteht. Der Rest wird von selbst kommen. Und es wird eine bedingungslose Liebe sein: das ständige Versuchen zurückzukehren, wird unvermeidlich sein, so wie unvermeidlich die Hoffnung danach sein wird, es so bald wie möglich und so oft wie möglich wieder tun zu können.
Reiseaufzeichnung: die Straße die mit dem Auto durch die Wälder von Civenna nach Bellagio führt, ist eine der schönsten der Welt.

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